Die Entwicklung der Spielwelt

Fhaga – Die Entwicklung einer Fantasyspielwelt

Die Rollenspiel-Welt Fhaga wurde 1992 auf einer mehrwöchigen Jugendfreizeit in Finnland geboren. Man befand sich mitten in der Wildnis in einem zu Urgroßmutters Zeiten als Schule genutztem Gebäude. Wir verfügten über reichlich Zeit und über mehr als eine gute Handvoll Rollenspieler und Bekehrungswillige. Würfel, Stifte und Papier waren vorhanden, aber Rollenspiel-Material fehlte.

Zunächst zeichnete Ralph Bienert eine simple Karte des Fischkontinents Fhaga und stellte Felix Küssel und mir die noch reichlich unausgegorene Fantasywelt vor. Ralph entfachte unsere Begeisterung mit der Aussicht auf Rollenspiel und Mitwirkung beim Design der Welt; jeder sollte einen Weltenteil skizzieren und ausarbeiten. Ralph übernahm die Mitte, Felix den Osten und ich den Westen. Felix kümmerte sich zu einem großen Teil auch um Entwürfe und Zeichnungen etlicher Monster. Die ersten Regeln arbeiteten Ralph und ich zusammen aus. Zunächst war Fhaga eine Welt, die alles was der Fantasy heilig war durch den Kakao zog, allerdings in je nach Weltteil unterschiedlich starker Prägung.

Auf Fhaga treffen spießige Dreiviertellinge (Dellzing) auf suizidgefährdete Zwergenelfen, die sich mit faschistischen Molochbewohnern duellieren. Kriegerische Gnorgonen, eine Melange aus Mongolen und russischen Schachgroßmeistern verprügeln eine Horde Rodegnome, die gerade dabei ist, eine tausendjährige Eiche zu fällen.

Da wir in Finnland auch über keine bewusstseinserweiternden Drogen verfügten, fanden diese Einzug in die Spielwelt: Waschisch, Schmarihuana und das billige Hotzelkraut. Das babylonische Sprachengewirr, welches mit all den Völkern entstand, war der Grund für die Geburt des siebenbeinigen Hotzelläufers. Die Einnahme von Hotzelkraut verleiht dem Käfer erstaunliche intellektuelle Fähigkeiten, unter anderem sämtliche Sprachen der Welt zu verstehen und zu sprechen; leider ist die Einnahme auch die Ursache für Ausfallerscheinungen und nervige, unzusammenhängenden Monologe des flotten Käfers. Ob  der Babelfisch für den Hotzlläufer Pate stand, weiß man heute nicht mehr.

Gespielt wurde auch. Jeder musste beinahe täglich ein Abenteuer aus dem Ärmel schütteln. Dabei nahm die Welt langsam Konturen an, insbesondere die diversen Völker wurden stark von ihren ersten Spielern mitgeprägt.

Auch nach der Jugend-Freizeit wurde fleißig weitergespielt und entwickelt. Boris Sellner fertigte uns einige hervorragende Tuschezeichnungen an. Die Regeln wurden immer weiter überarbeitet, Zauber geschrieben, Länder und Städte kartographiert. Heute umfasst der Fhaga-Fundus fünf dicke Ordner mit Weltbeschreibung, Ideen, Stadt- und Landkarten, Spielregeln und Spielfiguren.

Mit der Zeit gingen die Schöpfer jedoch alle ihre eigenen Wege und die Weiterentwicklung der Welt verlor an Fahrt. Ab und an jedoch trifft man sich und spinnt die Geschichten weiter oder überarbeitet altes Material. Felix Küssel hat angekündigt die Fhagakarte im großen Stil neu zu zeichnen und ich möchte mit dieser Website dazu beitragen, dass Fhaga nicht dem Vergessen anheimfällt. Nun fehlt Fhaga zwar eine echte Vision, aber es ist dennoch ein riesiger Fundus, der einige Perlen in sich birgt.

Juri Küstenmacher, Köln, den 22.01.2012

Bild: BS

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